Archiv-Seiten des Kreisverbandes Wolfenbüttel
Sehr geehrte Frau Lüderitz,
als im vergangenen Jahr der Leiter des Versuchsfeldes Sickte von der BBA den Bürgermeister und den Gemeindedirektor darüber informierten, dass die BBA den Auftrag hat, einen Versuch mit gentechnisch verändertem Raps durchzuführen, haben wir sofort eine öffentliche Information vereinbart. Am 17.08.1999 fand diese im "Rittersaal" unseres Herrenhauses statt.
In meiner Einführungsrede habe ich damals u.a. Folgendes ausgeführt:
"Gentechnik ist ein sensibles Thema.
Die Eingreifbarkeit in die Kernsubstanz des Lebens, die Gene, erschafft Leben von Menschen, Tieren und Pflanzen nicht neu, aber erlaubt Modifikationen kurzfristige und endgültige nach Bedürfnis und Wunsch. So ist es in der Fachliteratur zu lesen.
Mehr und mehr ergibt sich bei der Frage der Gentechnik der nachdenkliche Grundsatz: Nicht alles was möglich ist, ist erlaubt aber wo sind die Grenzen?
Heute geht es nicht um das menschliche Leben als höchstes Lebewesen, auch nicht um den Tierbereich, heute geht es um Pflanzen. Heute geht es um ein Verfahren, das nach dem Gentechnik Gesetz und der Entscheidung der EU Kommission nach strengen Regeln verläuft.
Die Wissenschaft bietet uns Möglichkeiten, die Rapspflanzen so zu verändern, dass ihr Wachstum gegenüber Einflüssen verschiedenster Art beständiger wird ...
Unser Anliegen ist, Sie, meine Damen und Herren und uns auch, über diesen Versuch informieren zu lassen.
Wie der Presse zu entnehmen ist, hat man bisher in den USA große Erfolge mit gentechnisch veränderten Pflanzen erreicht.
Kürzlich stand in der BZ: "Ungeachtet einiger Probleme war die gentechnische grüne Revolution ein großer Erfolg", schreibt der Vorstand der Beratergruppe für internationale Agrarforschung der Weltbank, Ismael Serageldin im Fachjournal "Science"."
Eingehend informiert haben uns damals der Versuchsfeldleiter und die für Unkrautforschung und biologische Sicherheit zuständigen Fachvertreter.
Nach der Information wurden Fragen und auch kritische Anmerkungen von den Fachvertretern beantwortet.
Bei mir entstand der Eindruck, dass der Versuch unserer staatlichen Behörde nach anerkannten Regeln verläuft und den gesetzlichen Vorgaben entspricht.
Zur Zeit höre ich aus der heimischen allgemeinen Bevölkerung keine Signale die Grund wären, erneut über die Versuche der BBA zu informieren.
Nach meinem Verständnis von Zusammenleben in einer Gemeinde ist es Aufgabe aller Verantwortungsträger bei unterschiedlichen Meinungen zu gewissen Problembereichen zu fragen: "Geschieht alles nach Gesetz und Verordnung?" Nach meinen Kenntnissen trifft dies beim laufenden Versuch der BBA zu.
Wenn Sie anderer Meinung sind das steht Ihnen zu dann sollten Sie über Ihre Parteifreunde in den zuständigen Parlamenten versuchen, die gesetzlichen Grundlagen zu ändern.
Der Bürgermeister der Gemeinde Sickte sieht dazu, zu vorliegendem Thema, zur Zeit keinen Handlungsbedarf.
Mit freundlichen Grüßen
Dieter Lorenz
Bürgermeister
