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Archiv-Seiten des Kreisverbandes Wolfenbüttel

 

Bündis90/DIE GRÜNEN
 

Asse II - Grüne bleiben am Ball

kv - 2006-10-09

Berichterstattung in der Braunschweiger Zeitung/Wolfenbütteler Zeitung und Anzeiger vom Montag, 9. Oktober 2006

 

"Asse II ist eine Zeitbombe"

Atommüll-Endlager im Landkreis Wolfenbüttel soll schnell geschlossen werden - Lauge läuft ins Bergwerk

Von Michael Ahlers

HANNOVER. Alarm schlagen Niedersachsens Grüne im Landtag: Sie fordern, das Versuchsendlager Asse II nach Atomrecht zu schließen.

"Es ist fraglich, ob die bis 1978 eingelagerten radioaktiven Stoffe dort auf Dauer sicher verwahrt werden können", so der atompolitische Sprecher der Landtagsfraktion, Andreas Meihsies. Deshalb müsse zur Schließung ein Verfahren nach Atomrecht stattfinden.

In einem solchen Verfahren hätte die Öffentlichkeit umfassende Beteiligungsrechte. Zudem würde eine wissenschaftliche Auseinandersetzung über den besten Weg stattfinden. Eine Frage ist zum Beispiel, ob die Abfälle wieder aus dem ehemaligen Salzbergwerk herausgeholt werden und woanders gelagert werden können ("Rückholbarkeit"). Die Behörden dagegen planen die Schließung nach dem Bergrecht. Hauptproblem ist, dass Salzlauge in das Bergwerk läuft.

"Asse II sollte möglichst schnell sicher verschlossen werden", sagte Umweltminister Hans-Heinrich Sander (FDP) unserer Zeitung. Ein Verfahren nach Atomrecht würde jahrelange Verzögerungen bedeuten. "Die Bürger müssen sich keine Sorgen machen, sie werden über jede Entscheidung offensiv informiert", versicherte Sander. "Dieser Laugenzutritt ist ein latentes Risiko, wir wollen die Anlage zügig schließen", sagte Asse II-Leiter Günther Kappei unserer Zeitung. Dies soll nun bis 2017 der Fall sein.

Der Fraktionschef der Grünen im Kreistag von Wolfenbüttel, Michael Fuder, rechnet mit einer Klage auf ein Verfahren nach Atomrecht. Die Klage werde derzeit vorbereitet, sagte Fuder. Derzeit gehe es unter anderem noch um die Sicherung der Finanzierung.

Das Bundesforschungsministerium will sich "in einigen Wochen" offiziell zur Frage der Rückholbarkeit äußern. Das kündigte ein Sprecher an.

Presseartikel der BZ/WZuA vom 2006-10-09

 

KOMMENTAR: Altlast Asse

Von Michael Ahlers

Wenn im Polit-Nahkampf vom Atomklo Niedersachsen die Rede ist, sind meist Gorleben und Salzgitters Schacht Konrad gemeint.

Dabei gerät ein real existierendes Endlager leicht in Vergessenheit: Asse II im Landkreis Wolfenbüttel. Die Einlagerung von Atommüll lief dort unter der Aufschrift "Forschung". Und tatsächlich sind die Betreiber seit den späten sechziger Jahren, als die Einlagerung begann, um einige Erkenntnisse reicher. Die Wichtigste: Das Bergwerk ist offenbar weder so trocken noch so stabil wie gedacht. Es muss deshalb vor dem Verschließen aufwändig stabilisiert werden. Anders gesagt: Dort Atommüll zu versenken, war vermutlich eine Schnapsidee.

Im Landesumweltministerium klingt das etwas anders. Die Bürger müssten sich keine Sorgen machen, beruhigt Minister Hans-Heinrich Sander. Das mag für heute und morgen zutreffen. Die Asse-Betreiber selbst aber mahnen wegen hoher Laugenzuflüsse zur Eile. Die Antworten auf alle wichtigen Fragen jedoch stehen noch aus. Kann man den Atommüll unter Asse-Bedingungen überhaupt sicher genug einschließen? Oder muss – und kann er – dort wieder herausgeholt werden? Egal wie die Antworten ausfallen, sie müssen auf den Tisch, bevor weitere Fakten geschaffen werden. Eine Versuchs-Endlagerung darf es nicht geben.

Presseartikel der BZ/WZuA vom 2006-10-09

 

Absaufen nicht ausgeschlossen

Bis 2017 soll Asse II sicher verschlossen sein, doch die Behörden stehen unter Druck

Von Michael Ahlers

HANNOVER.  Uran, Thorium und Plutonium in einem vom Absaufen bedrohten ehemaligen Salzbergwerk? Was nach Atompolitik à la Tschernobyl klingt, ist ein Stück Heimat und liegt in Remlingen im Landkreis Wolfenbüttel.

Von der "Schachtanlage Asse II" ist die Rede, wenn das Bundesforschungsministerium an besorgte Kommunalpolitiker wie den Wolfenbütteler Landrat Burkhard Drake schreibt. Schacht, das klingt nach Grubenromantik oder wenigstens nach einem geordneten Verwaltungsvorgang.

"Das Ding ist eine Zeitbombe", sagt dagegen Michael Fuder, Fraktionschef der Grünen im Kreistag von Wolfenbüttel. Denn von 1967 bis 1978 wurden in dem ehemaligen Salzbergwerk 1300 Behälter mit mittelaktivem Atommüll und 125 000 Fässer schwachradioaktiver Abfälle eingelagert.

Unternehmen von Hoechst bis Nukem lieferten dort Abfälle ab, auch Müll aus westdeutschen Atomkraftwerken landete in der niedersächsischen Provinz.

"Arbeiten am sicheren Abschluss des Bergwerkes"

"Es ging darum, Einlagerungsmethoden zu erproben", sagt Günther Kappei, Leiter des Endlager-Forschungsbergwerks.

Betreiber ist das Forschungszentrum für Umwelt und Gesundheit (GSF). Doch schon 1988, so das Landesumweltministerium, wurden in der Südwestflanke erste "Laugenzutritte" festgestellt, dann war Pause. Mitte der 90-er Jahre drangen täglich elf Kubikmeter Steinsalzlauge in das Grubengebäude ein, mittlerweile sind es zwölfeinhalb. In einer Gefahrenabschätzung, die das Umweltministerium von 1991 bis 1993 erstellen ließ, wurde ein nicht beherrschbarer Wassereinbruch ausdrücklich nicht ausgeschlossen.

Von einer wachsenden Gefährdung der Grube durch verstärkte Lösungszuflüsse war die Rede. "Es bestehen große Zweifel, ob die radioaktiven Stoffe dauerhaft sicher eingeschlossen werden können und nicht über das Grundwasser in die Biosphäre gelangen", sagt deshalb der Grünen-Fraktionschef im Landtag, Stefan Wenzel.

Das Kalibergwerk Asse I war schließlich ebenfalls abgesoffen. Kritiker wollen auch Einsicht in die Akten, um noch klarer zu sehen.

Beim Betreiber GSF stehen die Zeichen seit langem auf Schadensbegrenzung. 1995 begannen Arbeiter, die Hohlräume mit Salzhalde aufzufüllen und so zu stabilisieren. Magnesiumchlorid soll außerdem Poren füllen und der Zersetzung von Salzgestein entgegenwirken. Die ersten von 60 sogenannten Strömungsbarrieren sind bereits eingebaut.

"Wir arbeiten am sicheren Abschluss des Bergwerkes", betonte GSF-Mann Nikolaus Blum. Und das nicht erst seit gestern: Die Forschung ist seit langem eingestellt, schon 1997 hatte Niedersachsens Landesregierung der Schließung zugestimmt.

Doch die entscheidende Frage ist, wie das Versuchsendlager beerdigt wird. "Die Lage ist im Grunde außer Kontrolle geraten", behauptet Wenzel. Die Grünen fordern daher, beim Schließen Atomrecht anzuwenden, Bund und Land beharren auf dem Bergrecht.

"Beim Bergrecht prüft man nur einen Weg der Schließung, im Atomrecht dagegen Varianten", erklärt der Grüne Fuder den Unterschied. Das Atomrecht garantiert den Bürgern zudem Beteiligung. Eine Variante, die Rückholbarkeit der Abfälle, lässt das zuständige Bundesforschungsministerium zumindest prüfen. Der Atommüll würde dann mühselig wieder ans Tageslicht geholt und wäre für immer weg aus dem Kreis Wolfenbüttel.

Asse-II-Leiter Kappei winkt ab: "Es ist fraglich, ob das überhaupt geht, und die Zeit dazu haben wir nicht mehr." Fässer wurden seinerzeit auch unmarkiert versenkt, die Mitarbeiter müssten sie förmlich freischaufeln. Vor allem aber weiß niemand, wie es mit den Laugenzuflüssen weitergeht.

Verschließen für die Ewigkeit – mit Sicherheit

So heißt die offizielle Parole: Verschließen für die Ewigkeit – mit jenem Sicherheitsnachweis, den die Gesetze fordern. Klagten Anwohner auf ein Verfahren nach Atomrecht, stünden ihre Chancen zwar nicht schlecht.

"Unter den Fachleuten besteht allerdings Einvernehmen, dass mit der zügigen Schließung der Schachtanlage Asse ein entscheidender Beitrag zur Sicherheit und Umweltverträglichkeit geleistet wird und dass dieses Ziel nicht durch Verzögerungen gefährdet werden darf", warnt der Staatssekretär im Bundesforschungsministerium, Frieder Meyer-Krahmer, in einem Schreiben.

"Mit der Schließung der Asse wird erstmals in Deutschland eine Endlagerung radioaktiver Abfälle vollzogen", hat Niedersachsens Umweltminister Hans-Heinrich Sander (FDP) erklärt. Beruhigt hat diese Versicherung, Neuland zu betreten, niemanden. Der geplante Schließungstermin 2013 ist bereits Makulatur – nun gilt 2017 als Datum.

Presseartikel der BZ/WZuA vom 2006-10-09

 

Presseartikel der BZ/WZuA vom 2006-10-09

 

Pressefoto der BZ/WZuA vom 2006-10-09

 

Presseartikel der BZ/WZuA vom 2006-10-09

 

Presseartikel der BZ/WZuA vom 2006-10-09

 

Presseartikel der BZ/WZuA vom 2006-10-09

 

Presseartikel der BZ/WZuA vom 2006-10-09

 

 

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