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Archiv-Seiten des Kreisverbandes Wolfenbüttel

 

Bündis90/DIE GRÜNEN
 

30 Jahre Erinnern an das KZ Schandelah

2012-05-09

Schandelah. Am 12. April 1945 wurde das Konzentrationslager Schandelah, ein Außenlager des KZ Neuengamme, aufgelöst. Ca. 1300 Gefangene machten den Fußmarsch zum Bahnhof Schandelah und wurden in 36 Waggons nach Wöbbelin transportiert. 37 Jahre später, am Buß- und Bettag 1982, wurde zum ersten Mal in einer öffentlichen Gedenkveranstaltung an das KZ erinnert. Eingeladen hatten Mitglieder der Grünen Bürgerliste Sickte-Cremlingen. Seitdem finden regelmäßig Gedenkveranstaltungen am ehemaligen Lager in Schandelah-Wohld statt.

Das 30jährige Erinnern nahmen die Cremlinger Grünen zum Anlass, um über die Geschichte des Konzentrationslagers, über das Leben und die inhumane Behandlung der Gefangenen und über die Erinnerungskultur nach 1945 zu informieren. Die Aula der Schandelaher Schule war bis auf den letzten Platz gefüllt.

Am 8. Mai 1944 kamen die ersten Gefangenen nach Schandelah. Aus der größten Ölschieferlagerstätte Deutschlands sollte Öl gewonnen werden. Durch die Kriegslage 1943/44 waren die Vorräte an Mineralöl nahezu aufgebraucht. Die Firma Steinöl, mit Prof. Wittig an der Spitze, sollte den Betrieb organisieren. „Die SS sorgte für billige Arbeitskräfte, die unter unmenschlichen Bedingungen schuften mussten“, berichtete Diethelm Krause-Hotopp aus den Prozessakten gegen die Verantwortlichen. So verlangte die SS in einer Rechnung für einen Monat über 80.000 Reichsmark von der Firma Steinöl.

Aus den Schilderungen der Gefangenen stellte Klaus Thiele den Alltag im KZ Schandelah eindrucksvoll vor. Harte körperliche Arbeit, unzureichende Versorgung mit Kleidung, Nahrung und ärztlicher Versorgung waren an der Tagesordnung. Um im Winter nicht zu erfrieren, schoben sich die Gefangenen Zementsäcke unter die Kleidung. Hinzu kamen Misshandlungen durch die Wachmannschaften. Über 130 Gefangene starben im Lager, darunter etwas 15 durch Erschießung bei angeblichen Fluchtversuchen.

Jürgen Kumlehn fragte in seinem Beitrag danach, warum es kein Gedenken an das Konzentrationslager vor der Haustür in Schandelah gegeben hat. Neben der Kirche sind auf einem Denkmal die im Krieg getöteten Schandelaher Männer verewigt. Auch an Dr. Zschirpe und den Nationalsozialistischen Bürgermeister Heinrich Jürgens, die kurz vor Kriegsende von Nationalsozialisten erschossen worden sind, wird in Schandelah gedacht. Ein Denkmal für die im Konzentrationslager ermordeten und umgekommenen Männer aber gibt es in Schandelah nicht. Die Widerstände gegen das Gedenken 1982 von Seiten von Parteien, Ortsräten, Kirchenvorstand und dem Straßenverkehrsamt wurde anschaulich geschildert. Heute ist dies alles Vergangenheit. Der ehemalige Gefangene Victor Malbecq aus Belgien dankte in seiner Ansprachen am 3. Mai 2012 der Gemeinde Cremlingen für die jährlich stattfindende Gedenkfeier. Und Landesbischof Weber wies in seiner Rede darauf hin, dass Erinnerungsarbeit besonders schmerzhaft ist, „wenn wir den Orten und Geschehnissen nicht ausweichen können“.

Gedenkstein KZ Schandelah

Foto Diethelm Krause-Hotopp: Gedenkstein KZ Schandelah

 

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