zum Seiteninhalt zur Navigation

Diese Seiten sind hoffentlich barrierefrei. Die vorherigen Links erleichtern das Bewegen innerhalb der Einzelseite. Es gibt keine Layout-Tabellen, kein Javascript, keine andere Formatierungen außer im CSS. - Viel Spaß beim Surfen!

Archiv-Seiten des Kreisverbandes Wolfenbüttel

 

Bündis90/DIE GRÜNEN
 

Thesen gegen Atomkraft angenagelt

Zum Reformationstag: Aktion von Christen in der Partei Bündnis90/Die Grünen in der Kirche Wittmar

kv - 2008-10-31

Von Frank Schildener

WITTMAR. Spektakulärer Beginn einer Andacht: An der Kirche in Wittmar wurden zum Reformationstag 95Thesen gegen Atomenergie und für die Bewahrung der Schöpfung angenagelt.

Zu der Aktion eingeladen hatte die Landesarbeitsgemeinschaft Christinnen und Christen bei Bündnis90/Die Grünen. In seiner Andacht forderte der Braunschweiger Pastor Harald Welge klare Aussagen zur Gefährdungssituation und zur Zukunft des radioaktiven Mülls in der Asse. Unsere Generation, sagte Welge, die den Atomstrom nutze, sei für seine Endlagerung verantwortlich. Wer die Atomenergie als Ökoenergie preise, verhöhne die Opfer von Tschernobyl. "Was hier passiert, ist vor 20 Jahren gesagt worden", hielt er fest. Welge wandte sich auch gegen eine Diskriminierung der Asse-Mitarbeiter. Die Thesen, die zuvor im Vorraum der Kirche angebracht worden waren, konnten nach dem Gottesdienst mitgenommen werden.

 

Bericht der BZ vom 3.11.2008

 

Quelle: Braunschweiger Zeitung, Wolfenbüttel, 3. November 2008, Wolfenbüttel Lokales, Seite 44

 

Die Thesen:

 

Die Rückholung des Strahlenmülls ist nicht sichergestellt.

Asse war der Prototyp für das geplante Endlager in Gorleben, das kann nur heißen: Nein zu Gorleben!

Atomenergie ist die teuerste Energie, die wir bisher haben:
Uranförderung mit Umweltzerstörung, Plutoniumproduktion, Atommeilerbau, Atommeilerbetrieb, Atommüllentsorgung.

Atomenergie ist die umweltbeeinträchtigenste Energie, die wir bisher hatten:
Zerstörung und Verseuchung von Land, Erwärmung des Kühlwassers, Zwischen- und Endlagerung.

Atomenergie ist die gefährlichste Energie, die wir bisher haben:
Strahlenfreisetzung beim Uranabbau für Beschäftigte und Anrainer, Strahlenfreisetzung bei der Entsorgung des Abraummaterials, ständige Unfallgefahr.

Atomenergie ist die nachhaltigste Belastung und Gefahr von allen Energieformen, die wir bisher kennen.

Atomenergie zerstört die Umwelt real und potenziell, real bei Abbau und Endlagerung, potenziell beim Unfall.

Atomenergie schafft Unfrieden in der Gesellschaft:
Sie spaltet die Gesellschaft in zwei Glaubenslager, die sich unversöhnlich gegenüber stehen. Weder die Schädlichkeit noch die Unschädlichkeit der Energie an sich lassen sich naturwissenschaftlich beweisen.

Atomenergie vernichtet Volksvermögen (Steuersubventionen, Polizeieinsätze).

Atomenergie ist eine Zeitbombe:
Lagerung und Sicherung von Atommüll sind langfristig nicht kontrollierbar.

Atomenergie schafft keine Arbeitsplätze - außer da, wo sie aus Steuermitteln finanziert werden:
Polizei, Amt für Strahlenschutz, Justiz oder Gesundheitswesen.

Asse ist ein Lehrstück für verantwortungslosen Umgang mit Atommüll.

Die erfolglose Suche nach einer sicheren Endlagerlösung lässt nur eine Konsequenz für die Atomenergie zu:
Kein Ausstieg aus dem Ausstieg! Keine Laufzeitverlängerungen für Atomkraftwerke!

Die katastrophalen Zustände in der Asse zeigen, dass ein einseitiges Festhalten an Salz als angeblich der einzig richtigen Lösung für die Atomentlagerung in eine verheerende Sackgasse führt.
Diejenigen, die damals die "Entlagerung" in der Asse voran getrieben haben, sind dieselben, die Gorleben als "Entlager" befürworten.

Der westliche Ressourcenverbrauch stagniert auf hohem Niveau.
Unverändert ist das bisherige westliche Lebensmodell weder dauerhaft durchhaltbar noch global lebbar. Es ist nicht generationen- und globalgerecht, also nicht nachhaltig.

Der hohe Energiebedarf ist durch den westlichen Wohlstand bedingt, mit immer mehr Urlaubsflügen, Autos, Häusern im Grünen und neuen ressourcenintensiven Annehmlichkeiten.
Das Problem ist dabei nicht mangelndes Wissen, sondern eher der vorherrschende Drang nach Wohlstand und Selbstentfaltung.

Bisher ist die Bedrohung der menschlichen Freiheit stets von Staatsorganen befürchtet worden.
In einer technisierten, globalisierten Welt drohen der Freiheit Gefahren über Generationen und über Staatsgrenzen hinweg. Sie droht nicht immer nur von Staatsorganen. Sie droht eher bezogen auf die Freiheitsvoraussetzungen. Energiepolitik ist deshalb nicht einfach freiheitseinschränkend, sie ist gerade freiheitsermöglichend zugunsten künftiger Generationen und Menschen in anderen Ländern.

Das Vorhandensein einer einigermaßen stabilen Ressourcenbasis und eines entsprechenden Globalklimas gehört zum Existenzminimum, ohne dass es keine Freiheit geben kann.

Es ist ein Diskurs über die Grundlagen liberal-demokratischer Gerechtigkeit notwendig.
Wenn eine nachhaltigkeitsorientierte Freiheit real werden soll, wird allerdings das Hoffen auf freiwillige Initiativen nicht genügen.

Es werden klare Regeln benötigt, die die vielfältigen zeit- und raumübergreifenden Freiheitskonflikte gerecht lösen.
Mehr Energie und Ressourceneffizienz, mehr Suffizienz (also Verzicht auf manches) und mehr erneuerbare Rohstoffe müssen die strategische Leitlinie sein.

Eine Lebensstildebatte ist erforderlich, um uns darüber klar zu werden, wo wir uns bescheiden müssen.

Beim Klimaschutz ist die EU, der Bund, die Länder und alle Kommunen gefordert.
Die Rahmenbedingungen auf der Ebene der Europäischen Union, auf Bundes- und Landesebene müssen den kommunalen Klimaschutz unterstützen.

Jede Kommune soll ein kommunales Klimaschutzhandlungsprogramm erstellen.
Darin werden die möglichen Maßnahmen in der Kommune aufgeführt und die jeweiligen CO2-Einsparungen benannt.

Klimaschutz muss zu einer kommunalen Pflichtaufgabe für Städte und Gemeinden werden.

Städte und Gemeinden sind aufgefordert, ihre Vorbildfunktion wahrzunehmen.
Will man die Bürger und Bürgerinnen auf dem Weg zur klimagerechten Kommune mitnehmen, müssen Verwaltung und Politik selbst mit gutem Beispiel voran gehen.

Ohne Verkehrswende kein erfolgreicher Klimaschutz.
In der Mobilitätspolitik muss Fußgängern, Fahrrad, ÖPNV und Eisenbahnen eindeutig der Vorrang vor Straßenbau, Parkhäusern und dem Ausbau von Flughäfen gegeben werden.

Das Leitbild der Stadtentwicklung muss die kompakte, flächensparende, funktional und sozial gemischte Stadt sein.
Kompakte Siedlungsstrukturen benötigen weniger Infrastruktur, ermöglichen kurze Wege und senken das Verkehrsaufkommen.

Umwelt- und Klimapolitik braucht Visionen und die Beteiligung aller.

Arbeitslosengeld II-Empfänger sollen Mikrokredite zur Anschaffung energiesparender Geräte erhalten.

Bei der Energieberatung von Verbraucherinnen und Verbrauchern müssen wir von einer "Kommstruktur zu einer Bringstruktur" umschalten.
Energieberater müssen zu den Menschen hinkommen.

Das Tempo in der Altbausanierung muss beschleunigt werden.
Bei Beibehaltung des jetzigen Tempos dauert die Ausstattung von Altbauwohnungen mit Wärmeschutz bundesweit rund 100 Jahre.

Das Vorantreiben der Gebäudesanierung mit Wärmeschutz wäre als Konjunkturprogramm in der jetzigen Wirtschaftskrise sinnvoll.

ALG II-Empfänger sollen zu Energieberatern ausgebildet werden und in die schwachgestellten Haushalte zur Beratung gehen.
Hier ist eine Zusammenarbeit von Arbeitsgemeinschaften, Sozialämtern und kirchlichen Trägern gefordert.

Im Strom- und Gasverbrauch darf es keine Sozialtarife geben.
Damit wird der hohe Verbrauch subventioniert. Vielmehr müssen Energiespartarife eingesetzt werden. Hierbei sind die Grundbedürfnisse günstig, der Tarif steigt mit steigendem Verbrauch.

Atomenergie verursacht Kinder-Krebs.
Eine vom Mainzer Kinderkrebsregister im Auftrag des Bundesamtes für Strahlenschutz durchgeführte Studie hat gezeigt, dass die Zahl der an Leukämie erkrankten Kinder unter 5 Jahren im Umfeld von Atomkraftwerken signifikant höher ist.

Atomenergie kann im Krieg eingesetzt werden.
Es droht immer auch die Gefahr der militärischen Nutzung. Länder wie Indien, Pakistan oder Nordkorea verfügen ebenfalls über die Fähigkeit zur Urananreicherung oder zur Wiederaufbereitung von Plutonium und sind damit in der Lage auch Atomwaffen herzustellen.

Atombomben haben unvorstellbares Leid über die zivilen Opfer in Japan gebracht.
Rechnet man die Spätfolgen hinzu, starben fast eine halbe Million Menschen durch die Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki.

Atomenergie belastet nachfolgende Generationen.
Auch nach über 50 Jahren ziviler Nutzung der Atomenergie gibt es kein Endlager für hochradioaktiven Müll, weder in Deutschland noch auf der restlichen Welt. Die Suche, Planung. Errichtung, Lagerung und der Verschluss eines Endlagers in Deutschland sind Aufgaben, die von unserer Generation, die den Atomstrom konsumiert hat, gelöst werden müssen. Das ist eine Frage der Generationengerechtigkeit!

Atomenergie ist eine unintelligente Energieform.
Intelligent sind nur erneuerbare Energien.

Ohne Atomkraft geht Deutschland das Licht aus.
In den letzten zwei Jahren wurde mehr Strom als je zuvor ins Ausland exportiert und das obwohl mehrere AKW wegen Störfällen, technischen Mängeln sowie zu warmer Temperaturen abgeschaltet oder nur mit geringer Last gefahren wurden.

Atomenergie verliert an Bedeutung.
In Deutschland werden mehr AKW abgeschaltet, weltweit kaum neue gebaut.

Atomkraft ist verzichtbar.
Die erneuerbaren Energien werden immer bedeutsamer und werden die Atomenergie ersetzen.

Atomkraft ist weltweit in der Minderheit.
Die aktuell 439 Atomkraftwerke decken lediglich 2,5 % des weltweiten Endenergieverbrauchs ab. Selbst in Deutschland bringen es die 17 AKW gerade einmal auf einen Anteil von 6 %.

Atomkraft ist weltweit auf dem Rückmarsch.
In den nächsten Jahren werden zudem mehr alte Kraftwerke altersbedingt vom Netz gehen, als Neubauten geplant sind.

Atomenergie ist veraltet.
Die Zukunft gehört den erneuerbaren Energien.

Atomenergie macht krank.
Dürfte wohl klar sein.

Atomkraft ist keine Ökoenergie.
Mit dem Versuch Atomkraft als Ökoenergie umzudeklarieren, verhöhnen Union, FDP und Atomkraftbefürworter die Opfer von Tschernobyl.

Atomenergie verbessert nicht die Energiesicherheit.
Atomenergie liefert keine Wärme und senkt daher nicht den Bedarf an Öl und Gas. Zudem brauchen AKW importiertes Uran und sind damit zu 100 % importabhängig.

Atomenergie ist keine Zukunftsenergie.
Genau wie Kohle und Öl ist Uran ein endlicher Rohstoff.

 

zur Navigation zum Seiteninhalt